Was sind Powerchords und wie spiele ich sie auf der Gitarre?

Zuerst ist es wie immer Hilfreich, wenn man weiss, wie Akkorde überhaupt aufgebaut sind.
Um das zu verstehen, nehmen wir wieder einen C Dur Akkord.

Wie die einen oder anderen vielleicht schon wissen, braucht es für einen Dur Akkord jeweils den Grundton (R), die Terz (3) und die Quinte (5).
Ich habe hier mal alle möglichen R-3-5 auf dem Griffbrett für C Dur aufgeschrieben:

C Dur Akkord

Es spielt jetzt also keine Rolle, in welcher Kombination ihr diese Drei Noten aneinanderhängt. Auch könnt ihr gewisse Noten mehrmals verwenden.
Weitere Informationen zu diesem Thema findet ihr hier: Gitarrenakkorde.

Ein Powerakkord besteht jedoch nur aus Grundton und Quinte. Also R und 5.

Powerchord Basic Griff

Auf der E Saite startend, würde ein Powerchord so aussehen:

Powerchord E Saite

Von der A Saite startend, so:

Powerchord A Saite

Selbstverständlich könnte man Powerchords auch von den anderen Saiten aus spielen, zB. von der G oder H Saite (man beachte das Intervall von der G zur H Saite!), jedoch macht man es nicht unbedingt als Begleitung, da es nicht so nach „Power“ klingt, weil es einfach zu hoch ist. 😛

Powerchord mit Oktave

Eine weitere möglichkeit, einen Powerchord zu spielen ist mit der Oktave.
Hier behalten wir das „alte“ Muster bei, ergänzen es jedoch mit einer zusätzlichen Oktave.

Powerchord E Saite Quinte

Der Powerchord klingt nun etwas „voller“, obwohl wir nur eine Note verdoppeln und keine neue hinzufügen.

Powerchord mit Quinte im Bass

Damit ein Powerchord wirklich nach Power klingt, ergänzen viele den Standart-, oder den Powerakkord mit Oktave mit einer zusätzlichen Quinte im Bass.

Powerchord A Saite Quinte Bass

Ob ihr das nun eine Quinte nennt (von der Root Note zur tiefen Quinte) oder eine Quarte nennt (von der (neuen) tiefen Quinte zum Grundton) ist euch selber überlassen.
Das ganze nennt sich übrigens Komplementärintervall. Also es spielt keine Rolle, ob ihr es von oben nach unten oder umgekehrt nennt, es muss einfach Sinn ergeben.

Der Power-Powerchord

Um einen richtigen satten Sound zu erreichen, hat Paul Gilbert schon seinen lieblings Powerchord. Er ergänz den Standart Powerchord mit ein paar weiteren Oktaven und Quinten.

Da wir für diese Variante auch ein paar offene Saiten benötigen, wechsle ich die Tonart von C nach E.

Powerchord E Saite Paul Gilbert

Hier dürfen alle Saiten gespielt werden.

Powerchords verschieben

Ich habe jeden Powerchord (ausser dem Power-Powerchord) in C aufgeschrieben.
Natürlich ist es möglich, diese Powerchords zu verschieben. Wichtig hierbei ist, dass ihr das Griffbrett gut genug kennt, damit ihr auch wisst, wohin ihr den Powerchord hinschieben müsst -> Alle Noten auf der Gitarre

Wo kann ich Powerchords anwenden?

Powerchords können eigentlich überall angewendet werden, da sie weder Dur noch Moll sind.
Klar, es macht wenig Sinn Powerchords über einen Jazz Standard oder über ein Klassisches Stück zu spielen weil man zu faul ist die komischen Akkordsymbole oder die Noten auszurechnen. Aber es macht durchaus Sinn in rockigen Songs welche nicht unbedingt hörbare Dur oder Moll Akkorde hat.
Achtung! Obwohl Powerchords weder Dur noch Moll ist, könnt ihr nicht einfach willkürlich Powerchords mit Dur oder Moll austauschen.
Also „downgraden“ zu Powerchords geht immer, aber um zu „upgraden“ braucht es kenntnisse der Stufentheorie, oder einfach ein mehr oder weniger gutes Gehör.