Harmonisch Moll kommt öfters vor als man denkt. Auch wenn es anfangs nicht wie ein Harmonisch Moll Lied klingt, kann es auch sein, dass teilweise nur einen einzigen Akkord in einer Akkordabfolge Harmonisch Moll sein kann.
Modi / Tonleitern
Startend von Note | Tonleiter | Akkord |
1 | Harmonisch Moll | mollMajor7 |
2 | Locrian Natural 6 | moll7b5 |
3 | Ionian #5 | Maj7#5 |
4 | Dorian #4 | moll7 |
5 | Phrygian Dominant | 7 |
6 | Lydian #9 | Maj7 |
7 | Alteriert Dominant bb7 | Vermindert7 |
Modaler Austausch (Modal Interchanges)
Machen wir ein Beispiel mit einer mit Pop Akkordabfolge welche mit einem Akkord auf Harmonisch Moll wechselt:
Am, G, F, E.
Im obigen Beispiel befinden wir uns in der A Moll Tonart. Damit es etwas einfacher wird, können wir auch sagen, wir befänden uns in der C Dur Tonart (Parallel-Tonart von A Moll ist C Dur).
Dementsprechend wäre
– Am dann die VI Stufe (Aeolisch)
– G die V Stufe (Mixolydisch)
– F die IV Stufe (Lydisch)
– E die III Stufe (Phrygisch)
Das einzige was hier nicht stimmt ist, dass E eigentlich E Moll sein sollte.
Falls ihr das noch nicht wisst, solltet ihr zuerst die Dur Tonart auschecken.
Praktische Variante
Klar, jetzt weiss man natürlich nicht einfach so, weshalb ich über den E Akkord Harmonisch Moll spielen sollte. Aber ich zeige euch einen einfachen Trick dazu.
Die eigentliche Tonleiter welche über E Moll gespielt werden müsste, ist wie oben in den Stufen schon erklärt; Phrygisch.

Der einzige Unterschied von E Moll (welcher der Akkord theoretisch sein sollte) und dem E Moll (was wir schlussendlich in unserer Akkordabfolge nun haben) ist die Terz.
Eigentlich wie Algebra: Was links gemacht wird, muss auch rechts gemacht werden (oder? Hab ich das damals richtig verstanden? :P)
Also erhöhen wir jede Terz in der Phrygischen Tonleiter, dann bekommen wir automatisch eine neue Tonleiter -> Phrygisch Dominant.

Die Phrygisch Dominant, oder auch Harmonisch Moll 5, ist die V Stufe der Harmonisch Moll Tonart.
Sprich, wir spielen die Harmonisch Moll Tonleiter, starten aber ab dem 5. Ton (anstatt dem ersten).
Theoretische Variante
Gehen wir wieder davon aus, unsere Akkordabfolge ist in Moll (was eigentlich auch korrekt wäre).
Hier ist eine Vergleichstabelle. Beide Tonarten startend von A.
Stufe | Moll | Harm. Moll |
---|---|---|
I | Am7 | AmMaj7 |
II | H verm.7 | Hmin7b5 |
III | CMaj7 | CMaj7#5 |
IV | Dm7 | Dm7 |
V | Em7 | E7 |
VI | FMaj7 | FMaj7 |
VII | G7 | G#dim7 |
Wie ihr auch hier sehen könnt, ist die V Stufe (E ist in der Dur Tonart auf Stufe 3, in Moll jedoch auf Stufe 5) nicht Dur, sondern Moll. Solltet ihr Probleme haben bei der Moll Tonart, checkt diese zuerst aus.
Also machen wir wieder das gleiche.
Wir schauen also nach, in welcher Tonart die 5. Stufe ein Dur ist. Zufälligerweise (nicht wirklich Zufall) in diesem Fall auch wieder in der 5. Stufe von Harmonisch Moll.
Also müssten wir über diesen „unpassenden“ Akkord Harmonisch Moll ab der 5. Note spielen (da sich E auf der 5. Stufe befindet!).
Harmonisch Moll anwenden
Wie wendet man diese Tonart nun an?
Es gibt verschiedene Beispiele. Zum Ersten könnte man ein Lied in dieser Tonart schreiben.
Mani Matter hat es schon vorgemacht mit „dr sidi abdel assar„.
Ein anderes Beispiel wäre „Uninvited“ von Alanis Morissette welches wir jetzt gleich noch etwas genauer anschauen:
Takt 1-8
Im Intro und (auch später) befindet sich die Melodie in D Phrygisch Dominant (5. Stufe Harmonisch Moll).
Takt 9-14
Danach wird die ganze Spannung aufgelöst mit D Mixolydisch welche sich aber in Takt 15 in ein Ionisch verwandelt (C ist die grosse Septime von der Tonart D gesehen).
Also die Harmonisch Moll Tonart oder eine Tonleiter davon ganz vielseitig eingesetzt werden.
Entweder als ganzer Song (dr sidi abdel assar), nur als Teil eines Songs (Uninvited) oder nur an bestimmten Stellen/Akkorden (Modaler Austausch Akkord).
Improvisation
Improvisieren mit einer der Modi, speziell mit Phrygisch Dominant kann sehr spannend sein.

Spielen wir zB. E Phrygisch Dominant. Die Tonleiter habe ich deshalb gewählt, weil man dazu die offene E Saite dazu spielen kann.
Lasst die offene E Saite klingen und spielt die Tonleiter dazu oder versucht auch gewisse Noten stehen zu lassen.
Es können Melodien von „wow“ bis zu „wohoohow!“ entstehen.

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