Ich glaube wir sind uns alle einig, dass Improvisation nicht gleich Tonleiter ist.
Einerseits braucht man die Tonleiter als eine Art „Richtlinie“, andererseits wird diese Richtlinie schnell zur Gewohnheit und es klingt, als würde man wirklich nur Tonleitern hoch und runterspielen.

Dafür gibt es eine Lösung; Restrictions!

Restriction 1: Zeit

Eine 5min Solo zu spielen ist sehr, sehr schwierig. Deshalb macht man es auch nicht. Die Ideen gehen einem aus und man spielt eben wirklich nur noch Tonleitern hoch und runter.

Wir erschaffen also eine Akkordabfolge und sorgen dafür, dass der Improvisations-Part nur so kurz kommt, dass wir nur wenig Zeit um zu improvisieren haben.

Der Grund ist; hat man weniger Zeit für eine Improvisation, wird man automatisch (nach einer Weile) kreativer. Man weiss, dass man nur diese wenigen Sekunden hat und muss alle Asse im Ärmel rausholen.

Eine mehr oder weniger einfache Begleitung würde also in etwa so aussehen:

Bei den Audiobeispielen spiele ich innerhalb der Restrictions frei. Ihr solltet anfangs noch nicht frei spielen und eins nach dem anderen lernen bevor ihr kombiniert.

Wir spielen zuerst den Am7 mit einem relativ einfachen Rhythmus und gehen dann zum D7 (oder eben D9) welcher Vorgezogen gespielt wird (einen Achtel zu früh).

Danach hat man einen ganzen Takt Zeit zu improvisieren.
Für die Improvisation am Anfang würde ich mit der Am Pentatonik beginnen.

Restriction 2: Anzahl Noten

Zu Beginn sollte man mit möglichst wenig Noten beginnen. Es ist schon genug schwierig den vorgegebenen Rhythmus wieder zu rechtzeitig zu finden und zu spielen.

Deshalb kann man das aufbauend machen.

Zuerst beginnen wir mit einer Note. Erst wenn man gar nicht mehr denken muss, sollte zu einer zweiten Note „gegriffen“ werden.
Der Abstand von Improvisation und der sich wiederholenden Begleitung am Anfang wird dadurch logischerweise immer kürzer. Deshalb sollte man sich hier für jede zusätzliche Note ein paar Tage Zeit lassen.

Bei den Audiobeispielen spiele ich innerhalb der Restrictions frei. Ihr solltet anfangs noch nicht frei spielen und eins nach dem anderen lernen bevor ihr kombiniert.

Restriction 3: Rhythmus der Improvisation

Da Anfangs viele andere Faktoren ein Problem darstellen, wie zB. rechtzeitig wieder ein den Rhythmus zu kommen oder überhaupt die Tonleiter während der kurzen Impro-Phase zu finden sollten wir auf einfache Rhythmen zurückgreifen.

Eine einfache Steigerung hier wäre:

Viertel – Vier Noten möglich
Achtel – Acht Noten möglich
Achtel Triolen – 12 Noten möglich
Sechzehntel – 16 Noten möglich

Hierbei geht es nicht einmal darum, möglichst gut oder schön zu spielen, sondern lediglich darum, möglichst viele Noten in den Impro-Takt zu packen und dabei wieder rechtzeitig zu den Akkorden zurückzukehren.

Bei den Audiobeispielen spiele ich innerhalb der Restrictions frei. Ihr solltet anfangs noch nicht frei spielen und eins nach dem anderen lernen bevor ihr kombiniert.

Restriction 4: Bestimmte Noten aus der Tonleiter

Nun haben wir uns zeitlich ein Limit gesetzt, dürfen nur eine bestimmte Anzahl an Noten spielen und auch der Rhythmus ist vorgegeben. Das letzte wäre noch an der Tonleiter herumzubasteln.

Hierbei könnten wir uns vorschreiben, gewisse Saiten auszulassen.

Wir lassen also die A, G und die hohe E Saite einfach weg und versuchen nur auf den anderen drei Saiten zu improvisieren.

Auch hier ist es nicht so, dass es gleich super toll klingt. Das Ziel dieser Übungen ist, dass wir aus unseren bekannten Mustern herauskommen, um neue Wege zu finden.

Danach kann gewechselt werden und die davor nicht gespielten Saiten werden nun gespielt und umgekehrt.

Bei den Audiobeispielen spiele ich innerhalb der Restrictions frei. Ihr solltet anfangs noch nicht frei spielen und eins nach dem anderen lernen bevor ihr kombiniert.

Taktübergreifend

Bei der Taktübergreifenden Variante spielen wir zwar den Rhythmus, jedoch darf die Improvisation gerne mal etwas länger gehen. Die Schwierigkeit hierbei besteht darin, dass wir im Hinterkopf immer wissen sollten, wo wir uns gerade befinden.

Während der Improvisation ist es deshalb wichtig, immer zu wissen welcher Akkord eigentlich gerade gespielt wird.

Bei den Audiobeispielen spiele ich innerhalb der Restrictions frei. Ihr solltet anfangs noch nicht frei spielen und eins nach dem anderen lernen bevor ihr kombiniert.

Kombination

Diese vier Restrictions sollten alle isoliert gelernt werden. Man sollte nicht von Anfang an mit allen Restrictions beginnen und diese versuchen musikalisch umzusetzen.
Man sollte eine davon ein paar Tage intensiv lernen, danach zur nächsten gehen und die erste so gut es geht im Hinterkopf zu behalten.
Im besten Falle ist die Musclememory schon genug weit und setzt automatisch ein!

Rhythmische und Harmonische Motive

Gehen wir davon aus, dass nach wochenlangem Training der einzelnen Restrictions alles super sitzt und genau so funktioniert wie es funktionieren sollte, dann könnte man mit rhythmischen Motiven das ganze musikalisch machen. So würde es dann tatsächlich wie eine gute Improvisation klingen! 🙂

Bei den Audiobeispielen spiele ich innerhalb der Restrictions frei. Ihr solltet anfangs noch nicht frei spielen und eins nach dem anderen lernen bevor ihr kombiniert.
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