Wie immer gilt: Die Motivation zählt. Hast du wenig oder gar keine Motivation, dann kommst du nicht vorwärts.

Es ist das gleiche wie wenn du lernst Ski zu fahren. Hast du Motivation, fährst du den Berg 100x herunter. Hast du keine, bist du nur im Restaurant beim Apre-ski anzutreffen. Du warst zwar dort, aber du kannst es noch immer nicht.

Genau das gleiche gilt bei der Gitarre. Wenn du übst, solltest du richtig üben und nicht die Gitarre in der Hand halten und auf Facebook rum-surfen.

Aber wie lerne ich richtig?

Zuerst; es gibt viele Anleitungen im Internet. Es gibt auch viele ‚Lehrer‘ die euch Videos oder sogar Gitarrenunterricht verkaufen wollen mit dem Ziel ’sehr schnell‘ Gitarre zu lernen.

Bitte denkt daran, es gibt keinen Trick wie ihr es schnell lernen könnt. Ihr lasst einfach lediglich die Basics aus und übt 3 Monate das gleiche Lied. Dieses Lied könnt ihr dann wahrscheinlich, aber es klingt besser wenn ihr die Basics habt, Akzente setzen könnt, manchmal mit den Rhythmen und den Melodien improvisieren könnt usw.

Basics

Lernt unbedingt die Basics zuerst.
Habt ihr die Basics (und die Erfahrung), so könnt ihr jedes Lied innert wenigen Minuten mitspielen. Ihr braucht nicht jedesmal die Akkorde neu einzustudieren oder Rhythmen neu zu lernen, ihr spielt es dann einfach.

Zu den Basics gehoeren unter anderem;

Habt ihr alle diese Basics einstudiert, könnt ihr damit beginnen diese anzuwenden.
Natürlich gibt es einfache Methoden diese Basics alle gleich mit Liedern zu üben, damit nicht alles einzeln gelernt werden muss.

Alle Basics zusammen anwenden

Sagen wir, wir starten mit einem beginner Song, dem Drunken Sailor.

  • Keine Vorzeichen, also C Dur oder A Moll (A Moll in diesem Beispiel, da das Lied mit Am beginnt und auch endet).
  • Ich spiele die C Ionisch Tonleiter, wie auch die A Moll Pentatonik hoch und runter.
  • Wir spielen die Akkorde mit einem geeigneten Rhythmus (4/4) ueber den Song.

Macht ihr das 100 mal, so wird das 101. mal nicht mehr so schwierig sein wie das erste mal.

Wie lange muss ich ueben?

Ich sage meinen Schülern immer, dass es schlauer ist, jeden Tag 10 Minuten zu üben anstatt an einem Sonntag 4h am Stück.
Klar ist es nicht kontraproduktiv wenn ihr mal an einem freien Tag ewig lange spielt/lernt, aber die anderen Tage sollten nicht dafür ausgelassen werden.

Ich hatte Zeiten in meinem Leben, wo ich 10h pro Tag geübt habe. Techniken, Tonleitern hoch und runter, 500 (nicht wirklich 500) Varianten den gleichen Akkord zu spielen usw.

Hat es damals was gebracht so viel zu spielen? Sehr wahrscheinlich nicht.
Das Problem ist die Konzentration. Nach ein paar Stunden ist das Hirn matsch. Du kannst nicht nach 8h nicht mehr so konzentrieren wie nach 1h und wenn du dich nicht mehr konzentrieren kannst, dann solltest du auch nichts mehr üben.

Zur Zeit lerne ich zwischen 2-4h pro Tag und mache kleine Einheiten. Also zB. 30min Tonleitern, danach 5min Pause, danach 30min Arpeggios, usw.
Ich komme sehr viel schneller voran als damals, mit den 10h ohne wirklich Pausen gemacht zu haben.

Natuerlich gibt es unterschiede von Mensch zu Mensch. Nicht jeder haelt 30 Minuten voll konzentriert durch, andere sind erst nach 30 Minuten in der Uebung drin. Ihr muesst das Individuell fuer euch rausfinden.

Nehmt dafür eine Übung, sagen wir eine total neue Tonleiter, zB. die Kirchentonleitern. Für jede Tonleiter (Ionisch, Dorisch, Phrygisch usw.) gibt es 4 verschiedene Arten (Patterns oder Fingerings) diese Tonleiter zu spielen.

Versucht so viele Tonleitern und Patterns an einem Tag zu spielen und zu merken. So merkt ihr schnell, wann eure Konzentration nachlässt. Nehmt diese Minuten/Stunden welche ihr euch konzentrieren könnt und spielt danach jeden Tag genau diese Zeit, repetiert die Tonleitern und fügt neue dazu wenn ihr schneller fertig seid als am Vortag.

Wie sollte Gitarrenunterricht aussehen?

Zuerst muss ich gleich sagen, dass Gitarrenunterricht – sollte es Finanziell kein Problem sein – als Einzelunterricht bezogen werden sollte.
Der Grund ist; ihr findet niemals jemanden mit dem gleichen Niveau, geschweige denn jemanden der gleich schnellen/langsamen Fortschritt macht wir ihr.

Ihr werdet immer entweder warten müssen oder total überfordert sein und dann geht die Motivation flöten (denkt da an Punkt 1 -> Motivation. Ohne wirklich Motivation zu haben, lernt ihr es nicht).!

Solltet ihr also Zeitlich und Finanziell in der Lage sein Gitarrenunterricht zu nehmen, so macht dies alleine. Wöchentlicher Gitarrenunterricht kostet in Zürich City ca. 80.- pro 45 Minuten für Einzelunterricht. Das ist mein Persönliches Maximum bei Schülern die jede Woche kommen. Mehr würde ich nie verlangen wollen, da ich es mit mir selber nicht vereinbaren könnte. 🙂
In anderen Kantonen/Ländern ist es nochmals etwas weniger

Bezahlt ihr mehr als diese 80.- pro Lektion (nicht Stunde!), so muesst ihr euch echt fragen weshalb ihr so viel bezahlt.

  • Ist es Einzelunterricht oder bezahlt ihr sogar mehr als ’normal‘ und seid nur einen Teil einer Gruppe?
  • Mietet ihr gleichzeitig noch eine Gitarre?
  • Habt ihr Vertraglich festgehalten, dass wenn ihr nach einem Jahr nicht wie Slash spielt, ihr das gesamte Geld und noch etwas Schadenersatz zurückbekommt? 😛

Solltet ihr alle diese Punkte mit ‚Nein‘ beantworten, dann solltet ihr euch folgendes Fragen: ‚Kann mein Lehrer eigentlich Gitarre spielen?‘ 😛

Fehler beim Gitarre lernen

Ich schreibe hier Punkte auf, welche mir von Schülern erzählt wurden als sie selber versucht haben es zu erlernen.

  • Lernt NICHT zuerst die Linke danach die Rechte Hand. Es wird euch doppelt so viel Zeit kosten und ihr könnt es nicht unbedingt besser. Falls euch etwas zu schwierig ist, dann macht es auf eine andere Art einfacher. ZB. langsamer oder wiederholt den immer wieder gleichen Takt anstatt alles durchspielen zu wollen.
  • Nein, Jazz ist nicht einfach nur weil viel Improvisiert wird.
  • Es gibt keinen Trick um ’schneller‘ das Gitarrenspielen erlernen zu können. Ihr müsst selber auch noch üben und ihr müsst es regelmäßig tun.
  • Ihr solltet nicht gerade mit ‚Nothing Else Matters‘ oder ‚Stairway To Heaven‘ beginnen. Lerne zuerst einmal die Gitarre richtig zu halten. 😛

Das Angst Diagramm

Zum Schluss noch ein Diagramm welches mir immer wieder Hilft.

FlowChart

Links die Herausforderung, die Übung, einfach dass, was du lernen solltest.
Unten dein Können.

Bist du zu gut, ist es keine Herausforderung für dich, also ist es dir zu langweilig und du befindest dich im ‚gelangweilt Modus‘.

Ist es zu schwierig, so hast du Angst. Angst nicht in dem Sinne dass du zitterst und Angstzustände bekommst, sondern viel mehr, dass du die Übung gar nie wirklich beginnen, geschweige den fertig bringen kannst, weil du immer denkst, du wirst es sowieso nicht können.

Es gibt Situationen wo ihr total unterfordert seid. Es muss übrigens auch nicht immer total übertrieben schwierig sein. Sollte das passieren, macht es euch selber etwas schwieriger. ZB. spielt es schneller, oder Improvisiert während ihr kurze Pausen habt (zwischen Akkorde usw.).

Es kann aber auch vorkommen, dass ihr extrem überfordert seid. Also macht es euch einfacher. Macht es langsamer, schaut Teil für Teil an, lasst gewisse Töne/Akkorde einfach mal weg.

Schaut einfach, dass ihr euch immer in etwa in eurem ‚Flow‘ bewegt. Zu einfach? Mache es schwieriger. Zu schwierig? Mache es einfacher.

Wichtig ist – und das von Mister John Petrucci persönlich – spielt alles genau so wie wenn ihr es schnell spielen würdet.
Also spielt ihr etwas mit 50% Geschwindigkeit, beginnt nicht, andere Techniken anzuwenden weil es halt bequemer ist. Lasst nicht eine Hand weg oder hört nicht auf mit dem Fuss zu ‚tappen‘. Spielt genau so, als wäre es 100% Geschwindigkeit.
Es wird euch später enorm helfen.